Hallo meine Damen und Herren, ich melde mich heute, naja, fast live aus der WM-Stadt Nürnberg in Bayern/MIttelfranken. Heute findet oder fand zumindest am Donnerstag die WM-Vorgruppenbegegnung der Gruppe B England gegen Trinidad und Tobago statt.
Das Wetter ist sehr heiß und die Stimmung ist mehr als ausgelassen. Es befinden sich ca. 50000 Engländer alleine in der Mittags- und Nachmittagszeit in der Innenstadt. Hier ist die Hölle los. Es gleicht einem Jahrmarkt, nur 10 mal Menschen. Und all diejenigen, die davon ein Bier in der Hand halten und rot im Gesicht sind (nicht angemalt, sondern beinahe Sonnenbrand) sind Engländer. Also quasi alle. Und überall, wo sie nur konnten, haben sie ihre Fahnen angebracht. Fast die ganze Stadt war mit weißen, rot gekreuzten Fahnen behängt.
Aber es tauchen auch vereinzelt Anhänger der englischen Gegner auf (wie mir gesagt wurde, nennen sie sich „Einwohner von Trinidad und Tobago“). Diese lassen sich aber ihrer Unterzahl nicht anmerken und machen mit den Engländern gemeinsam Party. So lob ich mir das.
Es gab sogar einen festlichen Umzug der Tobagonesen durch die Innenstadt. So in der Art eines Carneval-Umzuges, wie in rio, nur etwas kleiner. Mit Musik und Tanz und Getrommel und so. Sensationell.
Der Weg zum Stadion war dann natürlich auch mit singenden und grölenden Engländer angereichert. Auch in der S-Bahn. Die haben dann ein für mich unverständliches Lied nach dem andern angestimmt (was aber nicht daran lag, dass ich kein Englisch kann, sondern an dem rumgenuschel). Nichts desto trotz lief jedem in der Bahn der Schweiß wie ein Rinnsal vom Körper. Denn es war mehr als heiß dadrin. Zum Glück waren es nur 10 Minuten.
Im Stadion selbst war dann, wie nicht anders zu erwarten, alles rot und weiß. Was natürlich zum einem an den Farben Englands lag, aber auch an den Farben der Trinidadianer, die sind nämlich auch rot.
Wahnsinn waren auch die Fangesänge. Die Engländer haben immerwieder inbrünstig ihre Hymne gesungen. Da bekommt man irgendwie Gänsehaut. Oder ebenso das Kult-Lied „Football’s coming home“, oder „England ‚till I die“, oder einfach nur schlicht „Ingeläänd, Ingelääänd, Ingeläänd, Ingelääähääänd, Ingelääänd“. Und um ihr Selbstbewusstsein zu untersteichen auch immerwieder ein „Five to null, five to null“.
Doch ein Gesang hat mich verwirrt. Plötzlich sangen sie wie aus eine Kehle mitten im Spiel: „Hhhuuuuuuuhhhhhh, heeeeeeiiiiiiiiiii, huuuuuuuuuuuhhhhh, hheeeeiiiiiiiii“. Ich hab mir so gedacht: Häääääh? Was nu los? Doch mit einem Blick auf die Videoleinwand war mir alles klar. Die sangen nicht hhuuuhhh heeiiii, sondern „RRRROOOOOOOOOOO NNNNNNEEEEEYYYYYYYYY“. Und das immer wieder wenn dieser Melonenkopf von Wayne Rooney eingeblendet wurde. Und dann wurde der Kerl auch noch eingewechselt. Da war was los. Aber gerissen hat er nix.
Zum Spiel brauch ich wohl nicht viel sagen. War bis auf die zwei Tore nicht unbedingt das beste, was ich gesehen habe. Außer vielleicht dem 2:0 von Gerard. T&T hätte ich auch ein Tor gegönnt, aber mit dem Jubeln hätte ich mich zurückhalten müssen, denn dann hätte die Engländer um mich rum, mir bestimmt was angetan. So hab ich dann gruppenzwanghaft beidemal mit den Engländern gejubelt. Das einzigste, was zum Spiel noch gesagt werden muss, ist dass David Beckham DEFINITIV NICHT der „Man of the Match“. Meiner Meinung nach eher Joe Cole (11) oder Jamie Carragher (15). Abba nüsch der David! Haben selbst die Engländer gesagt. Die haben sich auch gewundert.
Alles in allem war es ein sehr schöner Fußballtag und es hat sich SEHR gelohnt. Und ich bin mehr als glücklich, einmal ein WM-Fußballspiel gesehen zu haben, denn so schnell kommt keine WM nochmal nach Deutschland.